„Bei Biobauern wachsen Sorgen“

„Bei Biobauern wachsen Sorgen“

Südkurier 01/2006
Text: Manfred Hüfner


Klettgau Biobauern aus der Region bangen um ihre Existenz. Seit Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer im Dezember ankündigte, die Bevorzugung des Öko-Landbaus gegenüber der traditionellen Landwirtschaft zu beenden, fürchten sie um die Früchte ihrer mühevollen Arbeit. Als ob das nicht ausreichen würde, will er zudem noch den Anbau von Gentech-Pflanzen fördern. Das, obwohl über 70 Prozent der Bevölkerung am liebsten ihren Teller zur gentechfreien Zone erklären würden.

Nach wie vor ist zum Beispiel die „Faller-Produktfamile“ der Breisgau-Milch der Renner im Bio-Bereich, erzählt Jürgen Fesser vom Schlosshof bei der Küssaburg. Er betreibt dort einen Hofladen, der, wie sein ganzer Bioland-Betrieb, strengen Kontrollen unterworfen ist. Nicht nur er ärgert sich deshalb über die konventionellen Landwirte mit einem Hofladen, die sich damit das Etikett Bio überzustülpen versuchen
Mit Seehofers Vorstoß „wird es keine Umstellung auf Bio-Landwirtschaft mehr geben“, befürchtet Freddy Rutschmann, Bio-Bauer aus Rechberg. Doch selbst jetzt würde nur ein geringer Teil der Subventionen in die naturnahe Produktion von Lebensmittel gesteckt. Und das, obwohl hier viel mehr Arbeitsplätze bestehen, bedingt durch die viele Handarbeit. „Bio-Landbau war vor 50 Jahren der Standard“, sagt Freddy Rutschmann, „wir machen nichts anderes, als unsere Großväter schon gemacht haben“.
Seine Frau Silvia Rutschmann zeichnet allerdings ein düsteres Bild der Zukunft solche Betriebe durch Seehofers Politik. Gentechnik, „das hieße das Ende der Biolandwirtschaft und Vernichtung von Arbeitsplätzen, die in den letzten Jahren entstanden“. Dazu gehören zum Beispiel Öko-Hotels oder Supermärkte mit Naturwaren. „Das ist ein Premium-Markt, der derzeit wächst“, schildert sie die noch bestehende Situation.
„Man muss sich wirklich klar machen, dass eine Koexistenz nicht funktioniert“, meint sie zu einem möglichen Nebeneinander von Gentech-Landwirtschaft und der Bestehenden. Letztendlich hätte Gentechnik zur Folge, dass die landwirtschaftlichen Produkte sogar noch billiger verkauft würden, warnt Freddy Rutschmann. Betroffen seien davon gerade kleinere Betriebe, wie sie hier in der Region üblich sind. Dass bei Informationsveranstaltungen bislang praktisch kein einziger konventioneller Landwirt dabei gewesen sei, zeigt für ihn, dass sich die Verbraucher mehr Gedanken über Gentechnik machen, als die, die sie anwenden wollen.
Zu einer weiteren Gefahr wird die Erzeugung von Energie aus Biogas. Besonders Maispflanzen eignen sich dafür, die in reiner Monokultur angebaut werden. Schon jetzt gehen nach Schätzungen des Rechberger Landwirts die Hälfte des Mais, der zwischen Erzingen und Lauchringen angebaut wird, in Biogasanlagen. Dass der künftig gentechnisch verändert ist, wäre ein Ergebnis der seehofer´schen Politik, befürchtet Silvia Rutschmann, nur: „Das lässt sich aber nicht trennen, denn dann ist er auch in Lebensmitteln drin“.

In Deutschland wurde im letzten Jahr auf einer Fläche von gerade einmal 400 Hektar Gen-Saatgut angepflanzt. In Ländern wie den USA oder Kanada gehört Gentechnik aber längst zum Standard. Bioprodukte wie Bienenhonig enthalten dort inzwischen Bestandteile solcher Pflanzen. Unverschmutzte Biowaren, speziell aus Deutschland, sind dort inzwischen gut verkäufliche Produkte.