„Biobauern wehren sich gegen Gentechnik“

„Biobauern wehren sich gegen Gentechnik“

Südkurier 04/2006
Text: Manfred Hüfner


Nicht für alle Landwirte im Kreis Waldshut scheint die Gentechnik ein Tabu zu sein. Daher fordern gerade Biobauern, dass sich Gemeinden langfristig gentechnikfrei erklären. Nur so ist gewährleistet, dass Tiere mit natürlichem Futter aufgezogen werden und bei den Verbrauchern entsprechende Nahrungsmittel auf den Teller kommen.

Klettgau
Ein Info-Stand auf dem Wochenmarkt von Jestetten, eine Vortragsveranstaltung in Erzingen, dazu Diskussionen in verschiedenen Gemeinderäten, all das soll dazu beitragen, die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam zu machen. 70 Prozent der Verbraucher lehnen Gentechnik ab, 70 Prozent der Landwirte wollen keine gentechnisch veränderten Pflanzen anbauen, zeigen Umfragen. Allerdings heißt das nicht, dass die restlichen 30 Prozent dafür wären.
Allergien, Widerstandsfähigkeit gegen Medikamente und unbekannte neue Risiken sind Argumente, die nicht nur die Verbraucher abschrecken.
Bauern aus Jestetten, Dettighofen, Klettgau oder Küssaberg stellen sich die Frage, wie lange es noch dauert, bis auch am Hochrhein Genpflanzen auf den Feldern wachsen. Vor allem die Bio-Landwirte beschäftigen sich mit dem Thema, wie Silvia Rutschmann aus Rechberg berichtet. Bislang, so beklagt nicht nur sie, ist das größte Problem, dass nur ein geringer Teil der Landwirte und Verbraucher überhaupt Bescheid weiß. „Das ist eine Minderheit, die eh bei den Grünen ist, die aber in der Sache gut informiert ist“, meint ein Landwirt dazu.
„Im Moment denkt im Klettgau wohl niemand ernsthaft daran, Gensaatgut einzusetzen“, fügt er hinzu. Zu groß seien die (Haftungs-) Risiken, so dass sich „die Technik von selbst verbietet“. Anders könnte es bald aussehen, wenn es um die Erzeugung von Biogas geht. Wird der Gen-Weizen nicht gegessen oder der Gen-Mais nicht verfüttert, sondern verfeuert, so die Befürchtung, sinke die Hemmschwelle, ihn anzubauen.
In einem Vortrag in Erzingen meinte die Biologin Heike-Solweig Bleuel aus Tübingen zur Gentechnik: „Wir können sie aufschieben, aber nicht verhindern“. Allerdings ist die Landwirtschaft nur ein Bereich, in dem Veränderungen am Erbgut vorgenommen werden. Letztlich, so Bleuel, würden die angeblichen Vorteile von Genpflanzen gar nicht zum Tragen kommen. „Der Insektizid- und Herbizidverbrauch hat sich mittel- und langfristig gesteigert durch Genpflanzen“, erklärte sie in Erzingen. Sie bestätigt, dass eher wirtschaftliche Interessen der Industrie hinter der Gentechnik in der Landwirtschaft stecken.
Bislang habe Europa noch einen Wettbewerbsvorteil, solange keine Genpflanzen angebaut werden. Das gilt auch für den Klettgau. Hier überlegen einige biologisch wirtschaftende Betriebe schon in Planspielen, wie sie sich verhalten sollen, wenn der Nachbar Genmais oder -getreide anbauen sollte. Rechtliche Fragen spielen dabei genau so eine Rolle wie Überlegungen, einen eigenen Mähdrescher anzuschaffen, um Verunreinigungen auszuschließen.