Rüsensommer


Ein Kunstprojekt mit dem befreundeten Künstler Seppo K. aus Konstanz, durchgeführt im Frühjahr / Sommer 2006. Fernab vom Alltag mal etwas Verrücktes, Ungewöhnliches machen: Ein Ackerbild gestalten!
Vom Keimen, zum Wachsen, zum Vergehen. Zum Betrachten, zum Erwandern…


* Für die Sprachgeschichtler: Lt. Hubert Roth, Erzingen, geht der Begriff „Rüsi“ auf das mittelhochdeutsche „Rus / Runse“ zurück und bedeutet soviel wie „Rinnsaal, Wassergraben“. Von einem Rinnsaal ist an der Stelle heute allerdings nichts mehr zu erkennen. Herrn Roth herzlichen Dank für die Recherchen!


Was ist das, der „Rüsensommer“?

Die „Rüse“* ist der Name des Gewanns, in dem sich der Ort des Geschehens befand: Ein Acker in Südhanglage, mit einer Größe von 44.000 qm.
Unsere Farb- und Strukturgeber waren der Boden und verschiedene Pflanzenarten (Buchweizen, Lein, Sonnenblumen, Raps und Phacelia). Auch ein bisschen Asche kam zum Einsatz…

Wie ging er, der „Rüsensommer“?

Die verwendeten Pflanzen haben unterschiedliche Blühtermine. Also mussten sie separat zu unterschiedlichen Zeitpunkten gesät werden.

 

Gesät wurde ohne technische Hilfsmittel wie GPS oder ähnlichem Teufelszeug. Fredi, auf seinem wendigsten Traktor, wurde von Seppo dirigiert. Dessen Schrittlänge war das Maß, um das Bild auf den Acker zu bringen. Es gelang erstaunlich gut.

 

Der Buchweizensamen zum Beispiel kam bei glühender Hitze in den Boden – Künstler und Bauer dem Sonnenstich nahe. Das sollten jedoch nicht die letzten Schweißtropfen sein, die auf der Rüse vergossen wurden. Es gesellte sich noch Angstschweiß hinzu…

 

Beinahe hätte das trockene Frühjahr das Projekt scheitern lassen, der Samen wollte einfach nicht keimen. Aber irgendwann, wir waren kurz vor dem Aufgeben, kam der erlösende Regen. Und: Die Saat ging auf!

 

Leider keimten nicht nur die ersten Ackerbild-Pflanzen, sondern auch das Unkraut wuchs. Zwei große Jätaktionen mit vielen freiwilligen Helfern fanden statt.

 

Ab da begann das Kunstprojekt sich um eine soziale Dimension zu erweitern:
Es wurde miteinander gearbeitet, geplaudert und diskutiert, gelacht und gegessen. Freunde, aber auch Bekannte haben geholfen, von denen wir es nicht erwartet hätten. An der Rüse, ihrem Wachsen und unseren Sorgen wurde Anteil genommen. Die Rüse begann sich von anderen Äckern zu unterscheiden und etwas Besonderes zu werden.

 

Wir durften erfahren, dass wir Menschen haben, die uns beistehen. Eine beglückende Erfahrung, die nachwirkt.

 

Schluss mit lustig

Gefeiert haben wir dann auch noch, ordentlich sogar! Der „Rüsensommer“ war gelungen: die Pflanzen standen prächtig in Blüte, als unser Finale stattfand: Ein großes Fest, ermöglicht wieder durch zahlreiche Helfer, mit Aussichtsturm, Alphornblasen, leckerem Essen und Trinken. Für uns unvergesslich. Weit über 1000 Besucher kamen, um sich an dem Anblick von Farben und Formen zu weiden.

 

Allen Helfern und Besuchern ein herzlicher Dank!!

 

Weitere Informationen finden Sie unter www.seppo-k.de.