Kreislaufwirtschaft
Kreislaufwirtschaft als Lösung
Im ökologischen Landbau gilt das Prinzip des möglichst geschlossenen Kreislaufs. Pflanzenbau und Tierhaltung sind dabei eng miteinander verbunden – so entsteht ein System, in dem sich alles gegenseitig ergänzt.
Unser Ziel ist es, den Hof als ganzheitliches System zu bewirtschaften:
- mit möglichst geringen Zufuhren von außen (z. B. Wasser, Energie, Nährstoffe),
- ohne Mangel bei Pflanzen und Tieren,
- und ohne Verluste von wertvollen Nährstoffen in Boden, Luft und Wasser
- ohne Schädigung der Umwelt z.B. durch Nitratauswaschung oder Ammoniakausgasung
Düngung im Ökolandbau wird daher immer im Zusammenhang des ganzen Betriebes gedacht: Auf unseren Flächen bauen wir neben Lebensmitteln auch Futterpflanzen für die Rinder an. Die Tiere liefern im Gegenzug wertvollen Dung, der – frisch oder kompostiert – wieder auf die Felder zurückkommt. So schließt sich der Kreislauf.
Damit kein Nährstoffüberschuss entsteht, ist auch die Tierzahl pro Fläche begrenzt. Auf diese Weise bleibt die Balance zwischen Ackerbau und Viehhaltung erhalten und die Umwelt wird geschont.
Gasswies Spezialitäten
Wir setzen auf bewährte Prinzipien des Ökolandbaus – und gehen noch einen Schritt weiter:
- Eigenes Futter & Einstreu: 100 % des Futters und der Einstreu für unsere Rinder erzeugen wir selbst auf den umliegenden Wiesen, Weiden und Feldern.
- Komfort und Hygiene: Unsere Tiere liegen nicht nur weich auf Stroh, wir streuen auch zusätzlich die Laufgänge ein. So haben die Tiere immer einen rutschhemmenden, trockenen und weichen Untergrund zum Laufen. Die zusätzlich ausgebrachte Pflanzenkohle bindet zudem Gerüche im Stall. Die Liegeflächen werden zusätzlich gekalkt, das steigert die Sauberkeit und Hygiene.
- Innovatives Bokashi-Verfahren: Zweimal pro Woche bringen wir Pflanzenkohle in die Laufgänge ein. Über die im Stall eingebaute „Kuhdusche“ wird das Gemisch mit einem Milchsäureferment versetzt. Den entstehenden Mist setzen wir in Mieten auf und decken ihn luftdicht ab. Der Mist fermentiert zu einem besonders wertvollen organischen Dünger. Dieser unterstützt den Humusaufbau und fördert die Bodenfruchtbarkeit unserer Flächen nachhaltig. Das Verfahren ist in Japan unter dem Namen „Bokashi“ bekannt.
Bild: Fredi zeigt die Temperaturverläufe bei der Kompostierung und beim anaeroben Bokashi-Verfahren. Die durch die Erwärmung verbrauchte Energie beim traditionellen Kompostverfahren fehlt auf dem Feld.
Klimaschutz
Die Kuh als Klima-Killer?
Oft gelten Rinder pauschal als Klimasünder. Dabei lohnt sich ein genauer Blick: Rund zwei Drittel der weltweiten landwirtschaftlichen Flächen sind Grünland, das nur von Wiederkäuern wie Kühen genutzt werden kann. Rinder wandeln dieses Gras in wertvolle Lebensmittel wie Milch und Fleisch um und tragen so wesentlich zur Ernährung der Menschen bei.
Die Klimawirkung der Rinderhaltung ist jedoch umstritten und stark davon abhängig, wie Rinder gehalten und gefüttert werden.
Methan-Ausstoß
Rinder stoßen bei ihrer Verdauung Methan aus – das tun sie bereits seit über 30 Millionen Jahren. Heute wird vor allem die Massentierhaltung als Hauptverursacher für die Zunahme der Methan-Konzentration in der Atmosphäre genannt. Besonders große Rinderbestände gibt es in Indien und Brasilien.
In Deutschland dagegen ist die Rinderzahl seit Beginn des menschengemachten Klimawandels (etwa seit 1880) nicht gestiegen. Entscheidend ist zudem die Fütterung: Kühe, die mit Gras gefüttert werden, belasten das Klima deutlich weniger als Tiere, die große Mengen Kraftfutter vom Acker bekommen.
Kohlenstoff-Einbindung
Im Dauergrünland der Erde ist rund fünfmal mehr Kohlenstoff gespeichert als in allen Ackerflächen zusammen. Wird dieses Grünland nachhaltig bewirtschaftet enthält es sogar 1,2- bis 5-mal mehr Kohlenstoff als ein durchschnittlicher Acker. Und gleichzeitig fördert es die Biodiversität.
Rinder können somit auch eine positive Rolle fürs Klima spielen: Sie tragen zum Erhalt des Grünlands und damit zur Kohlenstoffbindung bei – vorausgesetzt, sie werden wie auf dem Hof Gasswies überwiegend mit Gras gefüttert.
Anders sieht es in vielen konventionellen Haltungen aus: Dort besteht ein großer Teil der Rationen aus Ackerfuttermitteln. Solche Systeme sind nicht klimaschonend oder gar klimapositiv, sondern belasten das Klima. Zum Vergleich: Das Futter von Schweinen und Geflügel stammt nahezu vollständig vom Acker.
Ammoniak-Emission
Klimaschädliches Ammoniak (NH3) wird gebildet, wenn Harn und Kot von Tieren miteinander reagieren, also wenn der Harnstoff der Jauche auf das im Kot enthaltene Ureaseenzym trifft. In Kuhställen findet diese Reaktion vor allem auf Laufgängen und Fressständen statt. In unserem innovativen Kuhstall haben wir verschiedene Maßnahmen zur Senkung der Ammoniak-Emission vorgenommen:
Emissionsmindernde Maßnahmen
- Erhöhte Fressplätze: Sie verringern die Emissionsfläche.
- Häufige Reinigung: Ein stationärer Schieber sorgt für saubere Laufflächen.
- Einstreu mit Stroh und Pflanzenkohle: Bindet Feuchtigkeit und verhindert die Reaktion von Harn und Kot.
Kuhdusche: Sie reduziert nicht nur Hitzestress, sondern auch die Ammoniak-Ausgasung. - Extensive Fütterung: Senkt den Harnstoffgehalt im Harn – und damit die Emissionen..
- Weidegang: Unser Stall ist so konzipiert, dass er optimal auf regelmäßigen Weidegang abgestimmt ist.
Erfolge auf Hof Gasswies
Im Rahmen des EU-Forschungsprojekts EIP-Rind wurden unsere Maßnahmen wissenschaftlich bewertet. Das Ergebnis:
- Weidegang senkt NH3-Emissionen um 15 %
- Erhöhte Fressplätze: –16 %
- Extensivere Fütterung: –10 %
Insgesamt konnten wir die Ammoniak-Emissionen um rund 33 % reduzieren – ein spürbarer Beitrag zum Klimaschutz.
Unser Fazit: Kühe sind nicht automatisch Klima-Killer. Entscheidend ist die Haltungsform. Mit Grünlandbewirtschaftung, artgerechter Fütterung und innovativer Stalltechnik können Rinderhaltung und Klimaschutz sehr wohl zusammengehen.
