Kuh Ingrid

Ein Heim für Kuh Ingrid – Kinder bauen Land(wirt)schaft

Nur sehr wenige Stellen unserer natürlichen Umwelt sind nicht von Menschen beeinflusst. Wälder, Streuobst, Trockenrasen, Wiesen und Weiden sind Ergebnis land- und forstwirtschaftlicher Nutzung. Besonders die kleinbäuerliche Landwirtschaft sorgt für eine Kulturlandschaft, die wir als struktur- und erlebnisreich empfinden und die uns als wertvoller Erholungsraum dient.



Fotos: Mark Michels

Dem anhaltenden Wandel in der Landwirtschaft folgt ein „neues“ Landschaftsbild. Dies gilt im besonderen Maße für die Region des Schwarzwalds und ist vielerorts deutlich spürbar.
Die Verbindung und Abhängigkeit von Landschaft und Landwirtschaft ist für mich durch mein berufliches Doppelleben als Bäuerin und Landschaftsarchitektin stets präsent.

 

Als die Architektenkammer Baden-Württemberg im Frühsommer 2010 anfragte, ob ich nicht Lust hätte, eine Kinderaktion auf der Landesgartenschau in Villingen-Schwenningen zu begleiten, wählte ich also den mir naheliegenden Themenkomplex „Kulturlandschaft“, um ihn kindgerecht umzusetzen.

 

Ich schrieb eine kleine Geschichte (die unter dem Menuepunkt „Vielfältiges, Hofgeschichten“ nachzulesen ist), in der die Heldin, eine unternehmungslustige Kuh, diese Veränderung der Landschaft auf einer kleinen Reise vom Klettgau nach Villingen-Schwenningen erlebt.

 

Am eigentlichen Aktionstag im September 2010 kutschierten wir dann unsere nervenstärkste Milchkuh Ines auf die Gartenschau, weiterhin hatten wir jede Menge Naturmaterialien wie Stroh, Tannenzweige, Äpfel und Birnen, Vogelfedern, Äste und Zweige, Bambusstäbe und Stoffreste dabei. Für Ines (im Folgenden mit ihrem Künstlernamen „Ingrid“ bezeichnet) war seitens der Gartenschau ein schöner, mit Hackschnitzel abgestreuter Platz unter einem schattenspendenden Baum vorbereitet. Dort banden wir sie an, Äpfel und eine schöne Rückenmassage halfen, dass sie sich doch relativ schnell an die neue Umgebung gewöhnte. Sie blieb aber immer hellhörig und nahm intensiv am Geschehen um sie herum teil.

 

Die Kinder, die wir spontan ansprachen, ob sie nicht Lust hätten, mitzumachen, kannten sich untereinander nicht und gehörten unterschiedlichen Altersstufen an. Sie waren neugierig geworden, als sie die Kuh unter einem Baum mitten auf der Gartenschau stehen sahen und ich erzählte ihnen die Geschichte von Ingrids Reise. Am Ende bat ich die Kinder, der etwas „fremdelnden“ Kuh ein Stück Landschaft zu bauen, so dass sie sich heimischer und wohler fühlte. Dabei fragten wir uns: Was macht eine Landschaft aus? Welche Elemente besitzt eine Landschaft, die wir mit Heim(at) verbinden?

 

Es entstanden mit den vorhandenen Materialien umgesetzte Sinnbilder für ein Stallgebäude zum Schlafen, Apfelwiesen und Birnengärten zum Obst naschen, ein Wald mit weichem Moosboden zum Ausruhen, eine „Rückenkratzbürste“ aus Vogelfedern, ein See zum Schwimmen, ein Holzdeck zum Sonnen und ein Sonnensegel als Schattenspender.

 

Die Kinder ließen sich wunderbar auf das Spiel ein, zu bewundern „Vielfältiges, Bildergalerie“ unter „Ein Heim für Kuh Ingrid“.
Am Ende probierten wir in einem Rundgang unsere selbstgebaute kleine Landschaft aus – ruhten im Moosbett, schwammen im Teich – und naschten von den Äpfeln. Zum Abschied wurde Ingrid von den Kindern durchgeknuddelt und – nachdem wir alles abgebaut hatten – wieder in ihren Wagen gebeten, um die Heimreise anzutreten.

 

Ich darf versichern, die Gute machte abends auf ihrem Schlafplatz einen erleichterten Eindruck…