Isa aus Straßburg berichtet.

Isa aus Straßburg berichtet.

Mein Patenkind heißt Walburga und ist eine Kuh. Sie lebt zusammen mit knapp 60 Artgenossen auf dem Bauernhof von Silvi und Fredi Rutschmann im Klettgau, nahe der Schweizer Grenze. Die beiden vergeben für 120 Euro im Jahr eine Patenschafts-Urkunde mit Portrait und einer kleinen Persönlichkeitsbeschreibung des Tieres.

Walburga ist mit ihrem weißen Gesicht und den braunen Ohren eine wahre Schönheit. Hörner trägt sie auch, wie alle Kühe auf Hof „Gasswies“. Damit sich die Tiere nicht ins Gehege kommen, mussten extrabreite Stalltüren, Gänge und Futterstellen angelegt werden. Aber es hat sich gelohnt: „Die Hörner sind sogar wichtig für die Verdauung“,  sagt Silvi.

Die Patengelder leisten einen kleinen Beitrag dazu, dass sich die Kühe wohlfühlen. Silvi und ihr Helferteam melken sie vormittags und abends, eine nach der anderen. Aber nicht um 5  Uhr morgens. „Ohne Stress.“ Den Tag verbringt die Herde auf der Weide. Eine weitere Besonderheit: auch Kälber sind dabei. Die Muttertiere haben sogar nach dem Füttern eine eigene Kuschelstunde mit dem Nachwuchs. Im Sommer kühlt Sprühregen von der Stalldecke die Tiere beim Warten aufs abendliche Melken und vertreibt die Fliegen. Wellness für Kühe.

Neben dem Hof betreibt Silvi eine Internetseite sowie einen Instagram-und Facebook-Account, auf dem sie den Alltag auf Gasswies zeigt. Egal, ob die Kühe in den neuen Stall ziehen, Fredi nach der Getreideernte unfreiwilligdie Dinkelkörner  von Hand vom Spreu trennt  oder die Praktikantin mit der Hofkatze schmust.

Ein echtes Treffen mit den Kühen gibt es einmal im Jahr. Dann reisen etwa 30 Paten an, sogar aus München. Jeder darf dann sein Tier mit Fallobst von der Weide locken und ihm den Kopf kraulen. Dazu  muss man es erst einmal in der braun-weiß- gescheckten Menge finden: Nummern am Halsband erleichtern die Aufgabe. Walburga hat die 44. Nach drei Birnen gelingt sogar ein Schnappschuss fürs Familienalbum. Andere haben weniger Glück: Annabelle wehrt sich mit einem Kopfstoß gegen Annäherungsversuche.

Schließlich trotten die Tiere langsam weiter Richtung Stall: Die Wellness-Dusche wartet! Die Patenhorde bleibt zurück und tauscht Fotos aus. Fest steht: Zu Weihnachten will ich eine weitere Patenurkunde verschenken. Dann gibt es im nächsten Sommer auch ein Bild mit Bärli oder Hedwig.

(12.12.2021)