[vc_row][vc_column][vc_column_text]Südkurier 31.05.2008
Text: Ursula Freudig[/vc_column_text][vc_raw_html]JTNDYnIlMkYlM0U=[/vc_raw_html][vc_column_text]Rechberg (ufr) KEINE MILCH! WIR STREIKEN steht in großen roten Buchstaben auf einer Weide am Ortseingang von Rechberg. Die Biobauern Alfred und Silvia Rutschmann vom Hof Gasswies haben es Donnerstag diese Woche aufgestellt. Sie beteiligen sich an der Boykott-Aktion von Milchviehhaltern, die sich gegen den niedrigen Milchpreis wehren. Gefordert wird ein Preis auf dem Stand von Ende 2007, als rund 45 Cent für den Liter bezahlt wurden. „Es macht keinen Spaß, wenn man nicht gerecht entlohnt wird für das, was man leistet“, meint Silvia Rutschmann. 50 Milchkühe stehen auf der Weide des Hofes und müssen Morgens und Abends zum Melken in den Stall getrieben werden. Eine Arbeit, die rund drei Stunden dauert. Etwa 500 Liter geben die Kühe pro Tag. Seit Dienstag läuft die Milch in die Güllegrube. Auch wenn es weh tut, sind die Rutschmanns überzeugt, dass ein Lieferstreik der einzige Weg ist, um den Discountern Paroli zu bieten. Sie sind in ihren Augen für den Preisverfall verantwortlich. Existenzen würden auf dem Spiel stehen. Solidarität ist für das Biobauern-Ehepaar das Gebot der Stunde: „Ob groß, ob klein, ob Bio oder konventioneller Betrieb, jetzt ist der Zeitpunkt und die Situation, wo alle an einem Strang ziehen sollten, jeder der Milch abgibt, verlängert den Streik, wir müssen alle zusammen durchhalten, bis es durchgesetzt ist“, bekräftigt Alfred Rutschmann. Der Streik ist für sie das letzte Mittel, nachdem man nach einen jahrelangen Hin Her auf keinen grünen Zweig gekommen sei. In einer Mail informierte das Ehepaar Freund und Kunden über ihren Milchlieferstopp. Die Resonanz sei fast ausschließlich positiv und aufmunternd gewesen. Auch Verbraucher können nach Ansicht des Ehepaars die Milchbauern unterstützen, „indem sie die Regale leer kaufen, je eher die leer sind, desto schneller reagieren die Discounter.“ Dass der Streik erfolglos enden könnte, halten die Rutschmanns für unwahrscheinlich: „Wir sitzen am längeren Hebel, weil wir das Produkt erzeugen“. Immer mehr Betriebe denken wie sie. Zu den 100 Betrieben, die von insgesamt 350 Betrieben im Landkreis Waldshut im BDM (Bundesverband Deutscher Milchviehhalter) organisiert sind und streiken, würden täglich neue hinzukommen, berichtet BDM-Kreisteamleiter Martin Lang. Auch in Ostdeutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich würden sich immer mehr Betriebe dem Boykott anschließen. Nach einer kürzlich durchgeführten Umfrage des Beratungsdienstes des Landwirtschaftsamtes Waldshut-Tiengen, hätten von 100 befragten Betrieben 73 angegeben, ihre Milchlieferung einstellen zu wollen. Waldshut-Tiengen gehört zum Einzugsgebiet der Breisgaumilch GmbH. Nach Angaben von Geschäftsführer Ernst Ehret, gehen bereits jetzt 65 Prozent weniger Milch aus dem gesamten Einzugsgebiet ein. Die Freiburger Molkerei hat als Konsequenz erste Exportdrosselungen veranlasst und die Produktion von Milchpulver eingestellt. „Wir stehen hinter den Bauern, gerade im Schwarzwald“, versichert Geschäftsführer Ehret.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]