Zuckerrüben-Blues.

Zuckerrüben-Blues.

zuckerruebenernte-2016

Ernte: Zuckerrüben aus der Erde ziehen, Kraut abschneiden (und mulchen) und die Früchte auf eine Miete am Feldrand lagern. Das übernimmt alles der Rübenvollernter. Das Verladen auf den LKW zum Abtransport in die Zuckerfabrik erfolgt in wenigen Tagen.

Wir ernten – halleluja – die Zuckerrüben. Eine Feldfrucht, die wir dieses Jahr zum ersten Mal auf insgesamt 6 Hektar im Anbauplan hatten und die uns ganz schön forderte. Von wegen mal „einfach so“ ins Zuckergeschäft einsteigen! Die Kultur ist anspruchsvoll und wir lernten in den vergangenen Monaten jede Menge dazu.

Der Ärger ging schon nach der Saat los: zu tiefe Temperaturen, die Saatkörner keimten nicht, dafür wuchs das Beikraut. Einen Teil der Flächen mussten wir umbrechen und neu einsäen. Da Zuckerrübensaatgut und dessen Einsaat nicht gerade billig sind, wurde uns schon zu diesem Zeitpunkt leicht mulmig. Aber es war, auch im Nachhinein gesehen, die richtige Entscheidung, einen zweiten Anlauf zu nehmen und noch einmal in die Kultur zu investieren.

Dann zwei Monate Dauerregen, so dass wir nicht in das Feld fahren konnten, um die Reihen maschinell zu hacken und zu striegeln. Das leichte Unbehagen wurde von einem ausgewachsenen Kopfzerbrechen abgelöst. Denn jetzt war „Hand-Hacke XXL“ angesagt, eine Mordsarbeit. Zusammen mit unseren Mitarbeitern Anja, Ciprian und Ioan, die von Bauki und Rita aus Eggingen untersützt wurden, jäteten Geflüchtete aus aller Herren Länder das Feld. Das rettete uns. Allerdings war es sehr anspruchsvoll, die Bürokratie rund um die Arbeitsgenehmigungen zu bewältigen und geordnete Abläufe einzuführen. Ohne die Unterstützung von Bernie aus Erzingen hätten wir dies kaum gepackt, er war eine Riesenhilfe! Die MitarbeiterInnen auf den Ämtern und Behörden hatten viel Verständnis für den Ernst der Lage und die Dringlichkeit. 1000 Dank Euch / Ihnen allen!

Der irgendwann dann doch noch hereinbrechende heiße Sommer tat den Rüben gut. Sie wuchsen, wir jubilierten – und wir konnten die Felder gedanklich in etwas abgelegenere Bereiche unserer Bauernhirne ablegen. Denn wenn das Rübenkraut einmal den Boden abdeckt, ist der Kampf gegen die Beikräuter gewonnen. Der Rübenacker blieb aber die ganze Saison über beliebtes Ziel abendlicher Kontrollgänge.

Trotz all der Mühe konnten wir nur 4 Hektar ernten und dort sind die Erträge leider unter 50% der Erwartungen. Berater und Kollegen gratulieren uns trotzdem: dieses Jahr mit seinen Wetterkapriolen war für den Bio-Zuckerrübenanbau so schwierig, dass einige Kollegen einen Totalausfall zu beklagen haben. Also insgesamt nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen!

Gewisse Lebensphasen kann man nicht ohne eine intensive Aufarbeitung bewältigen. Wir tun dies mit unserem „Zuckerrüben-Blues“:

Zuckerrüben-Blues

Wir  hacken, hacken, hacken,
Herr, verhinder‘ Herzattaken,
auf dem Feld ist es so heiß,
in Strömen rinnt der Schweiß,
zu warm für wollene Jacken.

Alles für die Rüben, die süßen,
Blasen an den Händen, nicht an Füßen,
Vogelmieren, Kamillen, Quecken,
lästig wie die Zecken,
jede weniger ist zu begrüßen.

Beikraut, Beikraut, du musst raus!
Sonst wird die Ernte bloß ein Graus.
Und so hacken wir, tagein, tagaus,
(die Stimmung nicht nur trübe)
damit sie wächst, die Zuckerrübe.

(24.09.2016)